Carl von Ossietzky: Kämpfer für Frieden und Demokratie
Carl von Ossietzky diente 1916 bis 1918 an der Westfront des Ersten Weltkrieges, kämpfte unter anderem in der Schlacht von Verdun. Er kehrte als glühender Pazifist zurück, schrieb als Journalist Artikel gegen die Romantisierung und Fortsetzung des Krieges. Unbeirrt setzte er sich ab diesem Zeitpunkt für Frieden und Demokratie ein.
1922 beginnt Carl von Ossietzky für die Wochenzeitschrift „Weltbühne“ zu schreiben, später wird er sogar Chefredakteur der pazifistischen Zeitschrift, bei der auch Kurt Tucholsky arbeitet. Offen kritisiert er die nationalsozialistische Gefahr, wird zum Beispiel wegen des Satzes „Soldaten sind Mörder“ angeklagt, aber freigesprochen.
Nach einem Artikel, in dem er die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufdeckt, wird er Ende 1931 wegen Verrat militärischer Geheimnisse zu 18 Monaten Haft verurteilt.
»Unter Hochrufen ging ich durchs Gefängnistor. Dieser Tag, der der traurigste hätte werden können, ist für mich der stolzeste meines Lebens geworden.«
Carl von Ossietzky, in einem Brief an seine Frau
Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes 1933 wird er wieder verhaftet und in verschiedene Konzentrationslagerdeportiert – kurze Zeit später wird die „Weltbühne“ verboten. Über das KZ Sonnenburg im heutigen Polen wird er in das KZ Esterwegen im Emsland deportiert. Hier müssen Häftlinge in 12-Stunden-Schichten in umliegenden Mooren arbeiten, eine unmenschliche Quälerei, die viele nicht überleben.
Carl von Ossietzky wird in der KZ-Haft schwer misshandelt. Ein Schweizer Diplomat beschreibt ihn nach einem Zusammentreffen im Jahr 1935 als „zitterndes, totenblasses Etwas, ein Wesen, das gefühllos zu sein schien, ein Auge verschwollen, die Zähne anscheinend eingeschlagen.“
Währenddessen setzen sich seine Unterstützer*innen dafür ein, dass dem Journalisten der Friedensnobelpreis zugesprochen wird. Auch Albert Einstein und Thomas Mann machen sich für seine Ehrung stark. 1936 klappt es schließlich und er nimmt den Preis gegen den Willen des NS-Regimes an. Wenige Tage vor der Verleihung in Norwegen (zu der er nicht fahren darf) wird er, stark geschwächt und infiziert mit Lungentuberkulose, offiziell aus der Haft entlassen und in ein Krankenhaus verlegt.
Am 4. Mai 1938 stirbt Carl von Ossietzky an den Folgen der Krankheit und der schweren Misshandlung, noch immer unter Polizeiaufsicht.