„Nach all den Jahren werden es unsere einzigen Andenken an meinen Großvater sein,“ schrieb Tomasz Ściegienny, als er von persönlichen Gegenständen seines Großvaters bei den Arolsen Archives erfuhr. Dass diese Erinnerung ihm viel bedeutet, zeigt die Vita, dass der Enkel über das bewegte Leben Rafał Czeczotts schrieb und den Arolsen Archives zur Verfügung stellte. 

Rafał Czeczott, geboren 1891 im schlesischen Borowa, hatte sein Leben dem Militärdienst verschrieben: Abschluss an der Militärakademie in St. Petersburg, Marineoffizier im Ersten Weltkrieg, Studium an der Pariser École de Guerre Navale. 1935 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel „Wojna morska na Bałtyku 1914-1918“ (dt.: Krieg in der Ostsee 1914-1918), in dem er seine Erfahrungen auf dem Schlachtschiff Połtawa verarbeitete. „Diese Arbeit wurde sehr geschätzt und als wertvolles Zeitzeugen-Dokument angesehen“, schreibt sein Enkel.

Nach Ausbruch der Oktoberrevolution, einem Putsch der kommunistischen Bolschewiki, fand Rafał Czeczott Zuflucht bei einem Cousin in Petersburg, bevor er verhaftet und im Butyrka-Gefängnis in Moskau inhaftiert wurde. Erst 1923/24 kehrte er nach Polen zurück. 1926 heiratete er die aus Warschau stammende Irena Kotkowska, kurz danach wurde die gemeinsame Tochter Zofia geboren. Wenige Jahre später wurde Rafał Czeczott zum Kommandeur des „Referats für Marineangelegenheiten“ der Abteilung II des Generalstabs der Polnischen Armee berufen – einer Organisationseinheit, die sich mit Geheimdienst, Spionageabwehr und auswärtigen Angelegenheiten beschäftigte. Die Familie lebte nun in Warschau und Rafał begann, ein Haus für seine Familie zu bauen.

Während des Zweiten Weltkrieges waren Rafał Czeczott und seine Frau Irena aktiv am Widerstand gegen die Deutschen Besatzer beteiligt. Während des Warschauer Aufstandes unterstützte Rafał die Polnische Heimatarmee. Nach der Niederschlagung des Aufstandes verhafteten die Nationalsozialisten die gesamte Familie Czeczott ­– Rafał deportierten sie später ins Konzentrationslager Neuengamme, seine Frau und Tochter ins KZ Ravensbrück. Die Tochter überlebte als Einzige und kehrte nach Warschau zurück.

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