Mit nur 20 Jahren schloss sich Braulia Cánovas Mulero unter dem Decknamen „Monique“ dem französischen Widerstand an. 1943 nahmen die Nationalsozialisten sie in Perpignan fest und deportierten sie nach Deutschland. Sie war in verschiedenen Konzentrationslagern und wurde in Bergen-Belsen befreit. Ihre Armbanduhr und ihr Ring blieben bei den persönlichen Gegenständen von Häftlingen des KZ Neuengamme. Im Dezember 2018 holte ihre große Familie in Bad Arolsen die Schmuckstücke ab.

„Ich bin überrascht. Ich hätte nie gedacht, dass wir Besitzstücke meiner Mutter bekommen könnten“, sagt Marie Christine Jené. Ein freiwilliger Helfer der Kampagne #StolenMemory hatte recherchiert, dass im Archiv des ITS Armbanduhr und Ring ihrer Mutter liegen und die Familie kontaktiert. „Einerseits bin ich traurig, wenn ich mir vorstelle, dass ihr ihre Sachen gestohlen wurden“, erklärt sie. „Aber ich bin auch glücklich, weil Deutschland, das sich all des Schadens bewusst ist, in der Lage war, um Vergebung zu bitten.“ Marie Christine Jené kam mit ihrem Bruder und acht weiteren Verwandten aus Paris, Barcelona und Girona nach Bad Arolsen, um die persönlichen Gegenstände entgegenzunehmen. Auch für den Enkel war das ein ganz besonderer Tag: „Meine Großmutter hat gegen den Faschismus gekämpft. Das darf nie in Vergessenheit geraten. Ich bin sehr stolz auf sie!“

Braulia Cánovas Mulero wurde 1920 im spanischen Alhama de Murcia geboren. In den 1930er Jahre übersiedelte das Mädchen mit ihrer Familie nach Barcelona. Zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs wanderten sie nach Frankreich aus. Im Exil wollten rund 500.000 Republikaner der Gewalt Francos entkommen. In Südfrankreich schloss sich Braulia Cánovas Mulero mit nur 20 Jahren dem französischen Widerstand gegen Nazi-Deutschland an. 1943 verhafteten die Nationalsozialisten „Monique“ und deportierten sie als Zwangsarbeiterin in das Frauenlager Ravensbrück und in ein Außenlager des KZ Neuengamme. Als sich die Alliierten näherten, schickten die SS die Gefangenen auf einem Todesmarsch in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am 15. April 1945 wurde sie dort befreit. Sie war an Typhus erkrankt und mehr tot als lebendig. Ihre Tochter berichtet, dass sie einige Wochen ohne Bewusstsein war und nur durch einen rumänischen Mithäftling überlebte, der sie fütterte und versorgte.

Nach der Befreiung brachte die französische Regierung zurückgekehrte KZ-Häftlinge im ehemaligen Luxushotel „Lutetia“ in Paris unter. Zuvor war dort der Geheimdienst der Deutschen stationiert gewesen, der die Aktionen gegen die Resistance durchgeführt hatte. Auch Braulia Cánovas Mulero lebte 1945 für einige Zeit im Lutetia und konnte wieder zu Kräften kommen.

Wenn Marie Christine Jené über ihre Mutter spricht, betont sie vor allem ihre positive Ausstrahlung: „Meine Mutter wirkte immer sehr jung und sehr glücklich. Niemand hätte gedacht, dass sie im KZ gewesen ist. Bis zum Schluss war sie vital, aber sie wurde nur 73 Jahre alt. Da zeigten sich die Folgen. Ich wünschte, meine Mutter wäre am Leben und könnte diesen Moment genießen.“

1988 erhielt die Widerstandskämpferin den französischen Verdienstorden Croix de grand officier de la légion dhonneur.

 

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