„Er kehrt jetzt nach Hause zurück.“
Der Niederländer George Jennissen überlebte drei nationalsozialistische Konzentrationslager und das „Auffanglager“ Sandbostel. Über seinen Verfolgungsweg wusste seine Familie jedoch nur wenig. Bis sie nach Bad Arolsen kam. Hier konnte sie die verwahrten persönlichen Gegenstände ihres Angehörigen in Empfang nehmen und – noch vor den Einschränkungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie – mit nach Hause nehmen.
„Seine Unterschrift sieht aus wie die von meinem Vater.“ Der Großneffe von George Jennissen hält den Umschlag in der Hand, in dem die persönlichen Gegenstände seines Onkels viele Jahrzehnte lang verwahrt wurden. Die Nationalsozialisten nahmen sie George Jennissen im Juni 1944 bei seiner Inhaftierung im Konzentrationslager ab. Die Umschläge verwaltete die SS akribisch: Der Niederländer musste darauf unterschreiben, dass er Füller, Drehbleistift, Rosenkranz und Taschenuhr abgegeben hatte.
Über das Schicksal ihres Angehörigen wusste Familie Jennissen lange Zeit so gut wie nichts. Die nächsten Verwandten von George Jennissen waren sein Bruder und dessen Nachkommen. Eigene Kinder hatte der Niederländer nicht. So konnte sein Großneffe erst bei seinem Besuch bei den Arolsen Archives und bei der Durchsicht der Dokumente den Verfolgungsweg von George Jennissen nachzeichnen.
Die Nationalsozialisten inhaftierten den Niederländer vermutlich, weil er Widerstandskämpfer war und lieferten ihn in das Konzentrationslager Herzogenbusch (niederländisch Kamp Vught) ein. Im Zweiten Weltkrieg war Herzogenbusch mit insgesamt über 30.000 Häftlingen eines von fünf deutschen Konzentrationslagern in den Niederlanden. Es folgten die Konzentrationslager Sachsenhausen und Neuengamme, gegen Ende des Krieges dann das sogenannte Auffanglager Sandbostel. George Jennissen überlebte und wurde in einem Krankenhaus des Royal Canadian Army Medical Corps versorgt. Er starb 1966.
Für die Angehörigen von George Jennissen sind die Spuren ihres Onkels von großer Bedeutung, sie wollen auf jeden Fall weiter zu den Umständen seines Schicksals forschen. „Wir sind Ihnen sehr dankbar für das, was Sie uns gegeben haben. Wir werden die Gegenstände sicher aufbewahren, in einer Glasvitrine. Sie sind jetzt endlich wieder da, wo sie hingehören.“