Wir übernehmen 2021 die umfangreiche Sammlung der Autorin Dorothee Schmitz-Köster

Am 12. Dezember 1935 gründete die SS den Verein „Lebensborn“ als Instrument ihrer Rassen- und Bevölkerungspolitik. In Entbindungsheimen in Deutschland und in besetzten Ländern Nord- und Westeuropas bot das NS-Regime schwangeren Frauen Unterstützung bei der Geburt an. Einzige Voraussetzung war die Einstufung der Mütter, Väter und erwarteten Kinder als „rassisch und erbbiologisch wertvoll“. Unsere Bestände zum „Lebensborn e.V.“ werden nun bald durch die Übernahme des Archivs der Autorin und Journalistin Dorothee Schmitz-Köster ergänzt.

Schicksal von Kindern geklärt

Die Arolsen Archives bewahren mit 529 Akten einen Großteil der überlieferten Originaldokumente von Lebensborn. Darunter befindet sich auch die von Heinrich Himmler signierte Vereinssatzung. In den ersten Jahren nach Kriegsende bemühte sich der International Tracing Service (ITS, heute Arolsen Archives) mit Hilfe der Unterlagen, das Schicksal von nicht-deutschen Kindern zu klären, die von den Nationalsozialisten zwangsgermanisiert worden waren. Verschiedene NS-Organisationen – darunter der Lebensborn – hatten zehntausende Mädchen und Jungen aus ihrem Zuhause gerissen, ihre Identität gefälscht und sie zum Erlernen der deutschen Sprache gezwungen. Anschließend verfrachteten sie die Kinder nach Deutschland, um sie als „Waisen“ an deutsche Adoptiveltern zu vermitteln. Einige Schicksale konnten dank der Tätigkeit des ITS aufgeklärt werden.

 

Lebensborn

Dieses Foto zeigt eine Szene aus dem Lebensborn-Kinderheim in Kohren-Sahlis (Sachsen). Es ist Bestandteil der Sammlung von Dorothee Schmitz Köster.

 

Interviews und private Dokumente

Der Bestand der Arolsen Archives wird im kommenden Jahr um wichtige Aspekte ergänzt durch die umfangreiche Sammlung der Autorin und Journalistin Dorothee Schmitz-Köster. Unter den Dokumenten, Interviews und Notizen befinden sich zahlreiche Tonträger, auf denen Interviews mit Lebensborn-Müttern, Kindern und Angestellten gespeichert sind. Enthalten sind zudem private Aufzeichnungen und Fotos von Lebensborn-Kindern, die Schmitz-Köster von Betroffenen überlassen wurden.

 

Ergebnis von 25 Jahren Recherche

Die 47 Aktenordner umfassende Sammlung ist das Ergebnis einer 25-jährigen Recherchearbeit der Autorin zu diesem Thema, aus der vier Bücher sowie zahlreiche Radio- und Fernsehbeiträge entstanden sind. Die Arolsen Archives konnten Dorothee Schmitz-Köster dabei häufig unterstützen. So erhielt sie das entscheidende Puzzleteil bei einer aufwändigen Recherche: Ein 1943 aus einer polnischen Familie geraubter Junge konnte über 70 Jahre später seine leiblichen Geschwister kennenlernen. Diese Geschichte erzählt ihr 2018 erschienenes Buch „Raubkind“.

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