Neu in der berlinHistory-App: Walking-Touren zum Leben jüdischer Kinder in Berlin

Wie haben sich jüdische Kinder und Jugendliche in Berlin während der NS-Zeit gefühlt? Wo gingen sie zur Schule? Wie sah angesichts zunehmender antijüdischer Gesetze ihr Alltag aus? Fünf Walking-Touren führen an Orte jüdischen Lebens in Berlin und erzählen die Geschichten von Schüler*innen zur NS-Zeit. Ab dem 9. November ist das Bildungsangebot „Murmeln der Erinnerung“ der Arolsen Archives in der berlinHistory-App abrufbar.

  • „Murmeln der Erinnerung“ vermittelt Berliner Geschichte in fünf multimedialen Walking-Touren.
  • Im Zentrum stehen Biographien und Geschichten von jüdischen Schüler*innen in der NS-Zeit.
  • Die Touren richten sich an Jugendliche ab 14, sie sind kosten- und werbefrei in der berlinHistory-App abrufbar und werden auf Deutsch und Englisch angeboten.

 

Murmeln sind ein Kinderspielzeug, das die Zeit überdauert hat und symbolisch für Erinnerung steht. Bei den Walking-Touren durch Berlin lenken die „Murmeln der Erinnerung“ den Blick auf die Biografien von jüdischen Kindern in der Zeit des Nationalsozialismus.  Eine der Touren erinnert an Zvi Aviram: Zvi lebte mit seiner Familie im Prenzlauer Berg, bis seine Eltern 1943 deportiert wurden. Mit der Hilfe von Freunden tauchte er unter und schloss sich einer Widerstandsgruppe an. Trotz mehrerer Verhaftungen durch die Nazis überlebte er. Bei dem Rundgang durch den Prenzlauer Berg lernen Nutzer*innen Zvis Lebensgeschichte kennen. Vier weitere Rundgänge führen durch Mitte, Wilmersdorf und Schöneberg.

 

Mit dem Handy auf Spurensuche am historischen Ort

Mit dem Handy lassen sich Orte und Viertel erkunden, an denen sich die verfolgten Schüler*innen aufhielten. Überlebende erzählen, wem sie begegnet sind und wo sie sich damals versteckten. Weitere Touren beschäftigen sich mit Strategien des Untertauchens oder der Hilfe bei der Flucht nach Palästina. 

„Die Potenziale digitaler Technologien ermöglichen es, die Geschichten von NS-Verfolgten auf der Basis unseres Archivs innovativ und multimedial zu erzählen“, so Birthe Pater, Leiterin der Bildungsabteilung der Arolsen Archives. „Unser Bildungsangebot ‚Murmeln der Erinnerung‘ macht Geschichte und Geschichten an alltäglichen Orten erfahrbar. Es ermöglicht intuitiv neue Perspektiven mit vorhandenem Wissen über die Verfolgung in der NS-Zeit zu verknüpfen.“

Von der Veröffentlichung der „Murmeln der Erinnerung“ auf der kooperativ angelegten App berlinHistory erhoffen sich die Arolsen Archives Synergien und ein breiteres Publikum: „Die von dem gemeinnützigen Verein entwickelte App vereint interessante Projekte und Partner. Sie spricht genau die digital orientierten Geschichtsinteressierten an, die wir erreichen möchten. Außerdem sind die kurzen Walking-Touren ein niederschwelliges Angebot für Jugendgruppen und Familien, die Berlin auch eigenständig erkunden möchten“, sagt Birthe Pater weiter.

„Murmeln der Erinnerung“ läuft auf internetfähigen Smartphones, auf denen die kostenfreie Geschichts-App berlinHistory installiert ist. Die offene digitale Plattform nimmt mit 40 MB nur sehr wenig Speicherplatz ein und wird von dem Verein berlinHistory e. V. betrieben.

 

Dokumente aus den Arolsen Archives als Basis

Basis für das Projekt war die Kartei der „Reichsvereinigung der Juden“, mit der die Gestapo alle deutschen Juden und Jüdinnen registrieren ließ. Die Kartei, die in den Arolsen Archives aufbewahrt wird, enthält einen besonderen Bestand an sogenannten Schülerkarten. Die Karten sind oft die letzten Spuren jüdischer Schüler*innen vor der Deportation und Ermordung im Holocaust. Auf der Grundlage dieser Karten gestalteten Forschungsmitarbeiter*innen der Arolsen Archives zusammen mit Fabular.ai Stadtrundgänge durch Berlin aus dem Blickwinkel jüdischer Kinder während der NS-Zeit.

„Murmeln der Erinnerung“ wird von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert und ist in Zusammenarbeit mit fabular.ai entstanden.

 

Ansprechpartnerin für die Medien:

Birthe Pater
Birthe.Pater@arolsen-archives.org
T +49 (0)5691 629-320

Collage „Murmeln der Erinnerung“ (im Vordergrund: Zvi Aviram)

Fotocredit: private property/Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Schülerkarte von Zvi Aviram (Heinz Abrahamsohn) aus dem Bestand der Arolsen Archives.

Fotocredit: Arolsen Archives

Das Smartphone als Bildungswerkzeug (Screenshot aus der App berlinHistory)

Fotocredit: Arolsen Archives/berlinHistory

Birthe Pater, Referatsleiterin Education, Arolsen Archives

Fotocredit: Arolsen Archives

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