Die Olympischen Spiele sind Großereignisse mit globaler Strahlkraft. Wir nutzen die Gelegenheit, um an Sportler*innen zu erinnern, die Opfer der NS-Verfolgung wurden. Auch viele Olympionik*innen mussten um ihr Leben fürchten: Sie passten nicht in das rassistische Weltbild der Nazis, wollten nicht kooperieren oder leisteten Widerstand.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hatte schnell Konsequenzen für jüdische Sportler*innen in Deutschland. In Reaktion auf den Ausschluss von Jüdinnen und Juden aus dem Staatsdienst im April 1933 schlossen auch viele Turn- und Sportverbände in vorauseilendem Gehorsam jüdischen Mitglieder aus. Ihnen wurden Titel aberkannt und sie wurden von Wettkämpfen ausgeschlossen. Kommunalverwaltungen verboten jüdischen Sportler*innen Sportplätze und Turnhallen zu nutzen.

Jesse Owens bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936. Copyright: Bundesarchiv_Bild_183-R96374

1936, drei Jahre später, sollten die Olympischen Spiele im Winter in Garmisch-Partenkirchen und im Sommer in Berlin stattfinden, unter Ausschluss jüdischer Sportler*innen aus Deutschland, auch wenn einige von ihnen zu den erfolgreichsten des Landes gehörten. Gegen die Olympiade in Nazi-Deutschland gab es in vielen Ländern Boykottbestrebungen, doch letztlich fand sie wie geplant statt. Unter den Teilnehmenden anderer Nationen waren auch zahlreiche schwarze und jüdische Sportler*innen, von denen viele – sehr zum Ärger der Nationalsozialisten – Medaillen gewinnen konnten.

Neun Lebensgeschichten

Um den Schein eines weltoffenen Deutschlands zu wahren, akzeptierten die Nationalsozialisten bei den Winterspielen die Nominierung des als „Halbjude“ geltenden Eishockeystars Rudi Ball für das deutsche Team. Der Stürmer verletzte sich während der Spiele und musste von außen zusehen, wie die Mannschaft eine Medaille verpasste. Für die Sommerspiele holten die Machthaber die ebenfalls als „Halbjüdin“ geltende Helene Mayer ins deutsche Team. Die Florettfechterin gewann die Silbermedaille. Die jüdischen Hochspringerin Gretel Bergmann hingegen durfte nicht antreten, obwohl sie kurz zuvor den deutschen Rekord von 1,60 Meter eingestellt hatte.

Johann "Rukeli" Trollmann
Rukeli (3.v.r.) mit den anderen Kämpfern seines Boxclubs „Sparta“ aus Hannover.

Der Ausschluss aus dem Sport betraf jedoch nicht nur Jüdinnen und Juden. Auch Angehörige anderer verfolgter Gruppen, wie den Sinti und Roma, durften ihren Sport nicht mehr ausüben. Dazu zählte beispielsweise der Sinto Johann „Rukeli“ Trollmann, einer der bekanntesten Boxer dieser Zeit.

Drei Jahre nach Olympia in Berlin begannen der Zweite Weltkrieg und die Besatzungsherrschaft der Deutschen über weite Teile des europäischen Kontinents.  Nun sahen sich nicht mehr nur deutsche Sportler*innen von den Nationalsozialisten bedroht, sondern in vielen Ländern mussten vormalige Olympionik*innen, um ihr Leben fürchten: Sie passten nicht in das rassistische Weltbild der Nazis, wollten nicht kooperieren oder leisteten Widerstand.

Während der Olympischen Spiele stellen wir folgende Frauen und Männer vor:

 

  • Den österreichischen Schwimmer Otto Herschmann
  • Die deutsche Leichtathletin Lilli Henoch
  • Die niederländische Turnerin Stella Blits-Agsteribbe
  • Den amerikanischen Rugbyspieler Allan Muhr
  • Den deutschen Basketballspieler Ralph Klein
  • Die beiden deutschen Boxer Johann Trollmann und Johnny Bamberger
  • Den deutschen Eishockeyspieler Rudi Ball
  • Den polnischen Skisportler Bronisław Czech
  • Den norwegischen Skispringer Birger Ruud
Jetzt Spenden
Mehr erfahren