Vor 80 Jahren deportierten die Nationalsozialisten Otto Rosenberg wenige Tage vor seinem 15. Geburtstag ins Konzentrationslager Auschwitz. Die SS nahm ihm dort alle seine persönlichen Gegenstände ab und registrierte ihn unter der Häftlingsnummer Z 6084, die sie ihm sogar auf den Unterarm tätowierten. Sein Leidensweg hatte jedoch bereits viele Jahre vorher begonnen.

Von klein auf als „Zigeuner“ stigmatisiert, wuchs der am 28. April 1927 in Draugupönen (Ostpreußen) geborene Sinto bei seiner Großmutter in Berlin auf. Im Sommer 1936 wurde er im Vorfeld der Olympischen Spiele als Neunjähriger gemeinsam mit seiner Familie ins Zwangs- und Sammellager Berlin-Marzahn verschleppt. Er musste fortan nicht nur unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und durfte keine reguläre Schule mehr besuchen, er und seine Familie wurden auch von der SS „rassebiologisch“ erfasst. Bereits als Dreizehnjähriger musste Otto Rosenberg Zwangsarbeit in einem Berliner Rüstungsbetrieb leisten.

 

Von Auschwitz über Buchenwald nach Bergen-Belsen

1942 denunzierte ihn jemand wegen angeblicher Sabotage, worauf ihn die Gestapo ins Gefängnis Berlin-Moabit überstellte. Nach vier Monaten Einzelhaft deportieren sie ihn gemeinsam mit seinen Eltern und Geschwistern in das sogenannte Zigeunerlager des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

Anfang August 1944 verschleppte die SS die arbeitsfähigen Männer in andere Konzentrationslager, wo diese Zwangsarbeit leisten mussten. Unter ihnen war Otto Rosenberg, der sich gegenüber der SS als drei Jahre älter ausgegeben hatte, um zu überleben. Er kam ins Konzentrationslager Buchenwald, wo er aber nur wenige Tage blieb. Otto wurde zur Zwangsarbeit in den unterirdischen Stollen des Konzentrationslager Dora-Mittelbau und des Außenlagers Ellrich-Juliushütte gezwungen. Die britische Armee befreite ihn schließlich im April 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Er überlebte als Einziger von elf Geschwistern die nationalsozialistische Gewaltherrschaft.

Häftlingspersonalkarte von Otto Rosenberg. (Foto: Arolsen Archives)

 

Engagement gegen Antiziganismus

Um das in den verschiedenen Konzentrationslagern erlittene Leid anerkennen und Entschädigung erhalten zu können, wandte sich der Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg in den 1950er Jahren persönlich an den Internationalen Suchdienst in Arolsen (heute Arolsen Archives) – zu einer Zeit, als die Nachkriegsgesellschaft Sinti und Roma weiterhin stigmatisierte. „Höflichst“ bat er darum, ihm eine „Haftbestätigung“ auszustellen und an das für ihn zuständige Entschädigungsamt zu schicken. Sein handgeschriebener Brief zeugt auch noch Jahre später vom erlittenen Leid.

Otto Rosenberg erhielt 1998, drei Jahre vor seinem Tod, für seine besonderen Verdienste um die Verständigung zwischen Minderheit und Mehrheit das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Einer breiten Öffentlichkeit ist er dennoch nicht bekannt, wohl aber seine Tochter: Marianne Rosenberg machte als Pop- und Schlagersängerin, Komponistin und Buchautorin Karriere.

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