Der Konferenzband „Tracing and Documenting Nazi Victims Past and Present“ liegt nun in gedruckter Form und als kostenlose Open Access-Version vor. Es handelt sich um den ersten Band einer neuen „Arolsen Research Series“, die gemeinsam mit dem Verlag De Gruyter Oldenbourg begründet wurde.

Freier Zugang zu unserem Archiv heißt für uns auch freier Zugang zur Forschung, deshalb stellen wir konsequent alle Beiträge des Konferenzbandes kostenfrei im Netz zur Verfügung.

Christian Höschler, stellvertretender Abteilungsleiter Forschung und Bildung

Im Oktober 2018 versammelten sich über hundert Fachleute aus zwölf Ländern in Bad Arolsen und tagten zur Geschichte und Arbeitsweise der Arolsen Archives (des früheren International Tracing Service, ITS) sowie anderer Suchdienste und Dokumentationszentren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Millionen NS-Verfolgte vermisst, zugleich wurden erste Rufe nach Entschädigung laut. Vor diesem Hintergrund begann die große Suche nach Opfern und Überlebenden, in die die Alliierten, internationale Hilfsorganisationen und die Überlebenden selbst involviert waren. Hierzu wurden enorme Mengen an Dokumenten aus der NS-Zeit, zum Beispiel aus den Konzentrationslagern oder dem Kontext der Zwangsarbeit, gesammelt und ausgewertet. Um Einzelschicksale aufklären und nachvollziehen zu können, entstanden zudem Millionen neue Unterlagen, etwa zu den Displaced Persons (DPs), den Überlebenden der NS-Verfolgung. „Vergleicht man die Geschichte der vielen Such- und Dokumentationsdienste nach 1945, wird die eigene Geschichte der Arolsen Archives umso deutlicher. Gegründet als ITS (International Tracing Service) war die Institution international koordinierend und zentralisierend tätig, ein Hauptgrund, weshalb die immense Anzahl von Dokumenten schließlich nach Arolsen gelangte“, so Henning Borggräfe, Abteilungsleiter Forschung und Bildung und Mitherausgeber des Bandes.

Die Aufgaben und das Selbstverständnis der Suchdienste jener Zeit wandelten sich im Laufe der Jahrzehnte, neben der Suche nach Vermissten lieferten Archive auch Beweismaterial für Entschädigungsverfahren. Später ging es verstärkt darum, den Hinterbliebenen bei der Aufklärung ihrer Familienschicksale zu helfen, Leerstellen zu füllen und nach Erklärungen zu suchen. Nicht zuletzt öffneten sich die Archive der Suchdienste als Quellen der historischen Forschung. Da heutzutage immer weniger Zeitzeugen von den Gräueln des Nationalsozialismus berichten können, dienen die historischen Dokumente vor allem auch dazu, die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer und Überlebenden zu bewahren.

„Wir wollen den freien Zugang zu unserem Archiv, aber auch zur darauf basierenden historischen Forschung ermöglichen. Deshalb gehen wir jetzt den konsequenten Schritt und veröffentlichen den Konferenzband „Tracing and Documenting Nazi Victims Past and Present“ zusätzlich zur Druckausgabe auch als kostenlose Open Access-Version für alle Interessierten“ erklärt Christian Höschler, stellvertretender Abteilungsleiter Forschung und Bildung und Mitherausgeber des Bandes.

Der nun vorliegende Konferenzband bietet einen Überblick über ein bislang wenig etabliertes Forschungsfeld und zeigt zugleich das inhaltliche Potenzial, das die Beschäftigung mit der Geschichte von Suche und Dokumentation der NS-Opfer birgt. Erstmalig wird sie hier detailliert und transnational beleuchtet. Dabei richtet sich der Blick nicht nur zurück in die mehr als sieben Jahrzehnte dauernde Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft. Immer stärker rückt die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz der NS-Zeit und damit nach notwendigen Veränderungen in Gedenken, Vermittlung und Bildung in den Fokus.

Den Konferenzband „Tracing and Documenting Nazi Victims Past and Present“ als Open Access-Version und als Druckversion finden Sie hier

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