Der goldene Siegelring des ehemaligen KZ-Häftlings Miguel Santos wird bald an seine in Spanien lebende Nichte zurückgegeben. Die Nachfahrin hatte sich bei den Arolsen Archives gemeldet, nachdem sie in der Tageszeitung El Mundo ein Foto seines Rings gesehen hatte.

Nieves Cajal Santos war erstaunt und betroffen, als sie in der Zeitung überraschend das Foto eines Ringes mit dem Initial „M“ sah. Das Schmuckstück gehörte einst ihrem Onkel Miguel, der 1944 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert wurde. Der Artikel in El Mundo informierte darüber, dass in Bad Arolsen auch Gegenstände spanischer KZ-Insassen aufbewahrt werden. Es dauerte einige Tage, bis Santos sich ein Herz fasste, die Arolsen Archives anschrieb und die Geschichte ihres Onkels schilderte. Dank ihrer Kontaktaufnahme können der Siegelring und Kopien von Unterlagen nun bald auf den Postweg nach Spanien gehen.

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Die Brüder Miguel und Jesús Santos.

Auf der Flucht vor Francos Truppen

Die Beschäftigung mit der Verfolgungsgeschichte ihrer Familie hat Nieves Cajal Santos emotional berührt. „Es war sehr schmerzhaft, die Briefe meiner beiden Onkel aus dem Konzentrationslager zu lesen, die ich in den Unterlagen meiner verstorbenen Mutter gefunden habe“, berichtet sie. Die Familie hatte mit Jesús und Miguel beide Söhne verloren. Sie waren ab 1939 nach der Flucht vor den Truppen des spanischen Diktators Franco in einem Lager in Argéles Sur Mer in Frankreich untergebracht. Miguel arbeitete als Krankenpfleger, Jesús als Arzt.

Die Gestapo verhaftete die Brüder im Mai 1944 im von Deutschland besetzten Frankreich, weil sie Kämpfer des französischen Widerstands behandelt hatten. Es folgte die Deportation in das Konzentrationslager Neuengamme in Hamburg.

Tragischer Tod in der Lübecker Bucht

Miguel Santos kam im April 1945 auf tragische Weise ums Leben. Die Nationalsozialisten hatten nach der Räumung des KZ Neuengamme mehrere tausend Insassen auf ausrangierte Schiffe in der Lübecker Bucht getrieben. Britische Bomber versenkten die Dampfer in dem Irrglauben, es handele sich um deutsche Truppentransporter. Die SS hatte zuvor auf den Schiffen alle Flucht- und Rettungsmöglichkeiten zerstört. Seinen Bruder Jesús schickten die Nationalsozialisten auf einen der berüchtigten Todesmärsche. Er wurde im KZ-Außenlager Sandbostel befreit, starb aber später krank und körperlich ausgezehrt in einem Krankenhaus für Displaced Persons.

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