Als niederländischer Journalist und Ratgeber von mehr als 30 katholischen Zeitungen nutzte er seinen Einfluss für den NS-Widerstand – und starb am Ende dafür: Titus Brandsma, römisch-katholischer Theologe, Ordensbruder und in der katholischen Kirche heute als Märtyrer verehrt.

So wie er als Uni-Professor in seinen Vorlesungen das NS-Regime als „unmenschlich“ kritisierte, lehnte er es auch ab, NS-Propaganda in den ihn unterstellten Zeitungen abzudrucken. Ihm war wichtig, die Leser*innen zu keinem Zeitpunkt an der klaren Haltung der Kirche zweifeln zu lassen. So schrieb er kritische Artikel in Zeitungen, sprach bei Konferenzen und Vorträgen gegen den Nationalsozialismus und verwies einen deutschen Professor sogar seiner Universität, der sich als Nazi herausstellte.

Nach der Besetzung der Niederlande wurde „sein“ katholischer Journalistenverband verboten, die freie Berichterstattung war zu Ende. Stattdessen sollten nur Pressemitteilungen und Berichte von „offiziellen Stellen“ verbreitet werden. Titus Brandsma setzte sich trotzdem weiterhin für die Pressefreiheit der katholischen Presse ein.

 

»Die Nazibewegung ist eine schwarze Pest.«

Titus Brandsma

 

Deshalb wurde die Gestapo auf ihn aufmerksam und verhaftete ihn, mit der offiziellen Begründung: „Festgenommen, da er den gemeinsamen Widerstand der katholischen Presse gegen die Neuordnung des Pressewesens zu organisieren versuchte.“

Nach Einzelhaft in Scheveningen und Deportation in das Durchgangslager Amersfoort wurde er am 19. Juni 1942 in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. Nur etwa einen Monat nach seiner Ankunft musste er sich, körperlich von der schweren Arbeit, Hunger und Misshandlung geschwächt, in das Krankenrevier begeben. Auf den Weg dorthin soll er noch seinen letzten Tabak verschenkt haben.

 

Tod durch die Spritze

Nachdem ein Lagerarzt mit ihm noch medizinische Experimente durchgeführt haben soll, starb er vermutlich am 26. Juli 1942 um 13:50 Uhr durch die Todesspritze. Die offizielle Todesursache laut Sterbeurkunde: „Versagen von Herz und Kreislauf bei Darmkatarrh“.

Am Tag seines Todes, einem Sonntag, wurde in allen Kirchen der Niederlande ein Protestbrief verlesen, in dem die Bischöfe sich gegen die Deportation ihrer jüdischen Mitbürger*innen aussprachen. Drei Tage später wurde der Körper von Titus Brandsma im Krematorium des KZs Dachau verbrannt. Seine Asche wurde in einem Massengrab auf dem Gelände des Krematoriums beigesetzt.

In seinem Heimatland wurde Titus Brandsma nach seinem Tod noch zu Kriegszeiten als Heiliger verehrt. Im November 1985 wurde er von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.

 

Dokumente über Titus Brandsma

Das Foto links zeigt die Schreibstubenkarte, die im Konzentrationslager Dachau zu Titus Anno Brandsma angefertigt wurde. Unten ist die Sterbeurkunde zu sehen. Auf ihr ist „Versagen von Herz und Kreislauf bei Darmkatarrh“ vermerkt. Vermutlich starb Brandsma nach medizinischen Experimenten durch eine Todesspritze.

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