Wer letzte Woche Montag auf der Autobahn an dem unscheinbaren weißen LKW vorbeifuhr, konnte nicht ahnen, dass er gerade einen Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes überholte. Die 301.000 Dokumente kehrten zurück in das Archiv des International Tracing Service (ITS), nachdem sie beim Zentrum für Bucherhaltung in Leipzig entsäuert und ausgebessert worden waren.

Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) ermöglichte die Maßnahmen zur Erhaltung der wertvollen Originaldokumente. Die KEK wird finanziert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder. Ziel ist der Erhalt von schriftlichem Kulturgut.

Die grauen Kisten, die palettenweise aus Leipzig zurück nach Bad Arolsen gebracht wurden, enthielten die so genannten CM/1-Akten aus Österreich. Die Abkürzung CM steht für das englische Care and Maintenance – Fürsorge und Unterhalt. Um Unterstützung durch die International Refugee Organization (IRO) zu beantragen, füllten ehemalige NS-Verfolgte zwischen 1947 und 1952 die CM/1-Formulare aus. Neben Fotos enthalten diese Fragebögen oft die Verfolgungsgeschichte aus der Sicht der Überlebenden, aber auch ihre Pläne für die Zukunft. Dies macht sie zu einem einzigartigen Zeugnis der NS-Verfolgung aus der unmittelbaren Nachkriegszeit.

Das Papier war deshalb so stark beansprucht, da das ITS-Team die Dokumente bis zu ihrer Digitalisierung als Hilfsmittel für die tägliche Sucharbeit genutzt hatte. Außerdem führt die in altem Papier enthaltene Säure mit der Zeit zu dessen Verfall. Dies macht die Instandhaltung der Bestände zu einer konstanten Aufgabe des ITS. Im Jahr 2000 begann das Projekt „Entsäuerung“, bereits sechs Millionen Dokumente sind nun konserviert.

Die Entsäuerung und Restaurierung der CM/1-Akten aus Österreich dauerte drei Monate. Nun befinden sich die 2,8 Tonnen Papier in speziellen säurefreien Kartons wieder im Archiv – und bleiben auch nachfolgenden Generationen erhalten.

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