„Wir haben uns immer gefragt, wo er war“
„Das ist mein Vater!“ Die 94-jährige Łucja Buczek blickt auf ein Passfoto in einem alten Ausweis. Als sie 20 Jahre alt war deportierte die SS Jan Chrósniak, sie sah ihren Vater zum letzten Mal. Er starb 1945 im Konzentrationslager Neuengamme. Erst bei der Übergabe von persönlichen Gegenständen durch freiwillige Helfer der Arolsen Archives erhielt die Familie Gewissheit über das Schicksal ihres Angehörigen.
An der Suche nach möglichen Nachfahren Jan Chrósniaks beteiligte sich eine Gruppe Freiwilliger aus Gostyń, die die Arolsen Archives bereits mehrfach erfolgreich bei Nachforschungen in Polen unterstützte. Die anschließende Übergabe im Februar 2019 war für Angehörige und Helfer sehr bewegend. Insgesamt 91 Erinnerungsstücke gaben der Familie Aufschluss über die letzten Jahre von Jan Chrósniak. So befanden sich bei den Arolsen Archives neben einer Brieftasche und Ausweispapieren auch zahlreiche Dokumente zu seiner Arbeit als Sattler, die er während des Krieges in einem eigenen Betrieb in Kleszczynka im Kreis Mogilno ausübte.
„Wir haben uns immer gefragt, wo er war“, so die Familie. Von den fünf Kindern Jan Chrósniaks lebt nur noch Łucja Buczek. Sie hält nun nach 74 Jahren die letzten persönlichen Gegenstände, die ihr Vater bei seiner Inhaftierung bei sich trug, in ihren Händen. „Wir haben es noch rechtzeitig geschafft“, beschreiben die engagierten Helfer diesen besonderen Moment. „Auch wir waren während des Treffens sehr bewegt, die Emotionen waren groß.“