Die Berliner Schriftstellerin Vera Friedländer ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Sie war in der NS-Zeit verfolgt und musste beim Schuhhersteller Salamander Zwangsarbeit leisten. Im Februar 2019 sprach sie noch als Zeitzeugin bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit und der Arolsen Archives.

Für ihre Autobiografie hatte sich die 1928 geborene Vera Friedländer mit der Betriebsgeschichte von Salamander beschäftigt und ging in die Auseinandersetzung mit dem Unternehmen. Dort blieb man bei der Saga, die Konzernleitung habe sich in der NS-Zeit vorbildlich verhalten und leugnete die Existenz des Reparaturbetriebs in Berlin, in dem Vera Friedländer mit 50 bis 60 Männern und Frauen unter brutalen Bedingungen arbeiten musste. Bei den Arolsen Archives ist eine Vielzahl von Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter dokumentiert, die ebenfalls in Berlin oder in anderen Salamander-Betrieben eingesetzt worden waren.

Von ihrer Zeit als Zwangsarbeiterin und der Ermordung vieler Familienmitglieder in Konzentrationslagern berichtete Vera Friedländer im Februar 2019 bei der Internationalen Winterschule zum Thema NS-Zwangsarbeit.  Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit und die Arolsen Archives hatten die Veranstaltung für Pädagog*innen aus ganz Europa ausgerichtet.

Anna Metta und Alexandra Seliynina halfen den Arolsen Archives als Freiwillige bei der Veranstaltungsorganisation und waren von Vera Friedländer sehr beeindruckt: „Eines der wichtigsten Ereignisse war für uns das Zeitzeugengespräch mit Vera Friedländer, einer überlebenden Zwangsarbeiterin, die die Geschichte ihrer Familie vor, während und nach dem Krieg erzählt hat. Unbezahlbar bleibt es, dass wir Fragen an sie stellen konnten. Ihre Stimme und Mimik unmittelbar zu erleben, ist nicht vergleichbar mit einer geschriebenen Autobiographie oder Videoaufnahme.“

Wir werden Vera Friedländer vermissen. Ihre Botschaften gegen Geschichtsvergessenheit und Antisemitismus leben in ihren Büchern fort.

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