Die Kampagne #StolenMemory wurde von den Arolsen Archives ins Leben gerufen, um persönliche Gegenstände ehemaliger KZ-Häftlinge – wie Schmuck, Briefe oder Fotos – an deren Familien auszuhändigen. Mit einem umgestalteten Übersee-Container tourt #StolenMemory jetzt auch als Wanderausstellung durch Deutschland. Kurze Animationsfilme, eine App und eine moderne Website ermöglichen einen virtuellen Zugang. Begleitend zum Ausstellungsbesuch gibt es Unterrichtsmaterialien zum Download. 

Unsere interaktive #StolenMemory-Wanderausstellung konnten wir dank der Fördermaßnahme „Kultur in ländlichen Räumen“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) realisieren. Deshalb waren die Zielorte im Jahr 2020 kleine Städte bis 20 000 Einwohner in Deutschland. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Ausstellung allerdings nur einige der ursprünglich eingeplanten Orte anfahren.

Informieren und Aktivieren

Bisher wurde #StolenMemory vor allem als Ready-to-Print-Ausstellung gezeigt, die die persönlichen Gegenstände ehemaliger KZ-Häftlinge auf Plakaten zeigt und an ihre Verfolgungsgeschichten erinnert. In den Arolsen Archives befinden sich noch immer rund 2500 Umschläge mit persönlichem Besitz von Menschen aus über 30 Ländern. Sie gehören nicht zum Archivbestand, sondern warten auf die Rückgabe an die Familien. 

 

Für die Familien sind die erhaltenen Gegenstände von unschätzbarem Wert. Sie machen die Erinnerung und das Andenken greifbar und sind oft die letzte Spur zu den Opfern. Eine wichtige Botschaft von #StolenMemory ist deshalb auch: Jede*r kann die Arolsen Archives bei der Suche und Rückgabe unterstützen. So erzählen die bisherigen Ready-to-Print-Ausstellungen wie die Wanderausstellung auch die Geschichten von zahlreichen erfolgreichen Rückgaben.

 

Mobile Ausstellung

Die Wanderausstellung zeigt die Plakate auf den schwenkbaren Seitenwänden eines mobilen, umgestalteten Übersee-Containers. Der Architekt Stefan Blaas hat ihn entworfen, die Konstruktion und der Bau erfolgte durch die Berliner Container-Manufaktur. Neben Hintergrundinformationen zur Arbeit der Arolsen Archives zeigt die Ausstellung zwei Themenbereiche: Unter dem Titel „Gefunden“ geht es um Effekten, die bereits zurückgegeben werden konnten, während „Gesucht“ Effekten aufgreift, die noch auf ihre Rückgabe warten.

Erfolgreicher Auftakt im Sommer

Wegen der Corona-Pandemie konnten wir die Ausstellung nur von August bis Oktober 2020 an sieben Orten in ganz Deutschland zeigen. Die Ausstellung fand großen Anklang und war immer gut besucht. Wir bekamen durchweg positive Rückmeldungen von den Kommunen und Initiativen vor Ort, die #StolenMemory unterstützen. Viele weitere Städte haben schon bei uns angefragt und möchten die Ausstellung bei sich zeigen. Vor diesem Hintergrund haben wir bereits den Bau eines zweiten Ausstellungscontainers für das Jahr 2021 in Auftrag gegeben.

« Diese Ausstellung ist berührend und bedrückend zugleich. Sie lässt uns über die sehr besonderen Ausstellungsstücke eintauchen in die dunkelsten Winkel unserer Geschichte. Es ist wichtig, sich diese Momente immer wieder vor Augen zu führen, gerade auch für die jüngeren Generationen. »

Carsten Behnk, Bürgermeister der Stadt Eutin / Schleswig-Holstein

Bildungsarbeit mit #StolenMemory

In Eutin zeigte #StolenMemory, welches Potenzial die Ausstellung für die Bildungsarbeit hat. In enger Zusammenarbeit mit der Landespolizeischule Eutin kamen hier erstmals die neu entwickelten pädagogischen Materialien zum Einsatz. Besonders positiv bewerteten die Polizeischüler*innen, dass zwei der dargestellten Lebenswege die Situation von Polizisten in der NS-Zeit reflektieren. Insbesondere der Film und die Webstory zu Johannes Berens zeigen, wie der niederländische Beamte die Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern bei der Festnahme von geflohenen Juden verweigerte. Aminata Touré, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages und Politikerin der Grünen, besuchte die Ausstellung gemeinsam mit den Auszubildenden.

 

#StolenMemory Eutin

Bürgermeister Carsten Behnk eröffnet die #StolenMemory Wanderausstellung in Eutin.

Der zweite Ausstellungscontainer wird 2021 auch größere Städte und Gemeinden ansteuern, darunter voraussichtlich München, Berlin und Dortmund.  2022 werden wir den Ausstellungscontainer voraussichtlich in Polen zeigen. Er erhält daher ein auswechselbares Innenleben für die einfache Umsetzung einer polnischen Übersetzung. Ein Großteil der in den Arolsen Archives aufbewahrten „Effekten“ stammt von Menschen, die die Nationalsozialisten aus Polen in deutsche Konzentrationslager verschleppt haben.

Virtuelle Angebote machen Schicksale lebendig

Begleitend zur Ausstellung gibt die #StolenMemory-Website interessante Einblicke: Kurze, animierte Filme mit ergänzenden Webstories und Zeitzeugen-Videos erzählen von individuellen Schicksalen. Die Website bietet zudem pädagogisches Material, informiert über die Route der Wanderausstellung und zeigt einige der persönlichen Gegenstände in einer 360-Grad-Darstellung.

Zum Konzept der Wanderausstellung gehört neben den Inhalten vor Ort und der Website auch eine Augmented-Reality-App mit Videoportraits einzelner Angehöriger und ihren Geschichten zu den Effekten. Wer die App runterlädt und sein Smartphone auf eines der „Gefunden“-Plakate richtet, kann kurze Filme anschauen. Darin berichten die Nachfahren von den Verfolgungs-Schicksalen und davon, was ihnen die zurückgegebenen Gegenstände bedeuten.

Online-Ausstellung

Unsere erste digitale #StolenMemory Ausstellung haben wir  in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau entwickelt, da die geplante Ausstellung vor Ort aufgrund des Lockdowns nicht gezeigt werden konnte. Anlass war der 80. Jahrestag des ersten Transports polnischer politischer Häftlinge in das Konzentrationslager Auschwitz am 14. Juni 2020. Die Online-Ausstellung berichtet über die Verfolgungswege und Schicksale 14 ehemaliger Häftlinge des KZ Auschwitz, von denen viele auf diesem ersten Transport waren.

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