Zum 80. Jahrestag des ersten Transports polnischer Häftlinge in das nationalsozialistische Konzentrationslager Auschwitz am 14. Juni 2020 präsentieren die Arolsen Archives in Kooperation mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau erstmals eine digitale #StolenMemory Ausstellung. Da die geplante Ausstellung vor Ort aufgrund der aktuellen Corona-Maßnahmen nicht wie vorgesehen stattfinden kann, sind die Schicksale von 14 ehemaligen Häftlingen des KZ Auschwitz nun für alle Interessierten online zu sehen.

Am 14. Juni 2020 jährt sich der erste Transport polnischer Häftlinge ins nationalsozialistische Konzentrationslager Auschwitz zum 80. Mal. Unter den 728 männlichen Gefangenen waren polnische Soldaten, Politiker, Beamte, Lehrer, Ärzte und Geistliche – aber auch minderjährige Schüler und Pfadfinder. Sie erhielten die Häftlingsnummern 31 bis 758. Ihren Besitz, den sie im Moment ihrer Verhaftung bei sich trugen, nahmen ihnen die deutschen Besatzer ab.

In den meisten Fällen sind diese Gegenstände nicht erhalten. Eine Ausnahme ist eine kleine Gruppe der 728 Häftlinge, die von Auschwitz zur Zwangsarbeit in das KZ Neuengamme bei Hamburg oder in das KZ Dachau transportiert wurde. Durch verschiedene Zufälle wurde ihr Eigentum in einer besonderen Sammlung der Arolsen Archives aufbewahrt – bis zur Rückgabe an die Familien. Denn diese sogenannten Effekten „gehören“ nicht dem Archiv, sondern den Nachfahren der einstigen Besitzer.

Die Rückgabe der „Effekten“ von KZ-Häftlingen

1963 kamen rund 4.700 „Effekten“-Umschläge mit dem Besitz von ehemaligen Häftlingen in das Archiv nach Arolsen – sie stammten von Menschen aus über 30 Ländern. Hunderte davon konnten über die Jahre an die Familien zurückgegeben werden.

2016 starteten die Arolsen Archives die Kampagne #StolenMemory, um nun zusammen mit freiwilligen Helfer*innen in verschiedenen Ländern die Suche aktiv aufzunehmen. Aus dieser Such-Kampagne entstand die Ausstellung #StolenMemory, die schon an vielen verschiedenen Orten gezeigt wurde und immer einen Schwerpunkt auf die Schicksale von Häftlingen der jeweiligen Nation setzt. Das Ergebnis beeindruckt: Bis Mai 2020 konnten insgesamt mehr als 400 dieser Effekten an Angehörige überreicht werden.

Im Alter von nur 18 Jahren verschleppten die Nationalsozialisten Ludwik Grąz mit dem ersten Transport im Juni 1940 in das Konzentrationslager Auschwitz. Er erhielt die Häftlingsnummer 82. 

Nicht vor Ort, aber online

Die für den Haupteingang des Museums Auschwitz geplante Ausstellung findet aufgrund der Corona-Pandemie nun zunächst auf der Website der Arolsen Archives statt. Die eigens entwickelte Online-Ausstellung berichtet über die Verfolgungswege und Schicksale von 14 ehemaligen Häftlingen des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz – viele von ihnen waren im ersten Transport. Sie zeigt außerdem, welche persönlichen Gegenstände noch im Archiv aufbewahrt, welche Familien von Häftlingen also noch gesucht werden. Aber auch die Geschichten von Rückgaben an Familien werden erzählt: Besonders in Polen gibt es viele Freiwillige, die mehrfach erfolgreich Gegenstände zu ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgebracht haben.

Ergänzt wird das Online-Angebot durch Hintergründe zur #StolenMemory Kampagne, zum Konzentrationslager Auschwitz sowie der Schiffskatastrophe der Cap Arcona und Thielbek, bei der im Mai 1945 fast 7000 KZ-Häftlinge ums Leben kamen, darunter auch Häftlinge des ersten Auschwitz-Transports.

Die neue Online-Ausstellung ermöglicht es, die erfolgreiche #StolenMemory Kampagne einem noch breiteren Publikum vorzustellen – in der Hoffnung, dass sich weitere Freiwillige melden, die bei der oft schwierigen Suche nach Angehörigen helfen möchten. Gleichzeitig dient sie als Impuls, auch zukünftige #StolenMemory Ausstellungen mit einer digitalen Variante zu begleiten.

Weitere Informationen zur Gedenkveranstaltung am 14. Juni im Museum Auschwitz sowie Pressematerial auf www.auschwitz.org

Jetzt Spenden
Mehr erfahren