„Entartete Kunst“ – diesen Begriff haben viele schon einmal gehört. Doch welches Ziel verfolgten die Nationalsozialisten mit dieser Abwertung und welche Folgen hatte die NS-Kulturpropaganda für Künstlerinnen und Künstler?

Nach der Gleichschaltung des politischen Lebens war die Gleichschaltung der Kultur für die Nationalsozialisten ein weiterer Schritt, ihre Ideologie zu verbreiten. Dafür erließen sie am 22. September 1933 das Reichskulturkammergesetz. Joseph Goebbels hatte im März 1933 das neu gegründete Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung übernommen und war nun auch Präsident der Reichskulturkammer. Um als Kulturschaffende*r weiter arbeiten zu dürfen, musste jede*r einer Kammer angehören – doch das war nur mit dem sogenannten Ariernachweis möglich. In dem Dokument mussten Personen ihre „arischer Abstammung“ beweisen. Als „nicht-arisch“ galt bereits, wer nur ein jüdisches Elternteil oder Großelternteil hatte.

Künstler*innen, die keinen „Ariernachweis“ erbringen konnten, durften ihren Beruf offiziell nicht mehr ausüben. Dieses Berufsverbot wurde auch auf andere Künstler*innen ausgeweitet, deren Kunst nicht der Nazi-Ideologie entsprach.

 

Ausstellungsführer Entartete Kunst
Käthe Kollwitz: Mutter mit Zwillingen (1927/37). Vor dem Käthe-Kollwitz-Museum, Fasanenstraße 24, Berlin-Charlottenburg. (Copyright: Axel Mauruszat)

„Entartete Kunst“

Moderne Werke, die dem Expressionismus, Impressionismus, Dadaismus, Fauvismus, Surrealismus, Kubismus oder der Neuen Sachlichkeit zugerechnet werden, passten nicht in das nationalsozialistische Weltbild.

 

Vom 19. Juli bis zum 17. November 1937 zeigte die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in München viele Hundert beschlagnahmte Kunstwerke aus deutschen Museen. Danach wanderte die Ausstellung durch weitere Großstädte des Deutschen Reichs. Über drei Millionen Menschen besuchten die Ausstellung – nicht wenige darunter nutzten so die letzte Gelegenheit, Kunstwerke von Künstler*innen wie Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka und Käthe Kollwitz zu sehen.  Bei der „Säuberung“ der deutschen Kunstsammlungen machten die Nationalsozialisten bedeutende Werke im Ausland zu Geld, große Teile vernichteten sie.

 

Kunst diente der Propaganda

Gleichzeitig zur Ausstellung „Entartete Kunst“ in München eröffnete Adolf Hitler eine Gegenausstellung, die eine ideale neue Kunst Deutschlands präsentieren sollte. Alles Abstrakte hatte von nun an keinen Platz mehr in deutschen Museen und Kunstsammlungen. Im Zentrum sollten nun realistische Darstellungen und die Heroisierung einer „arischen Rasse“ stehen. Kunst diente der Propaganda und sollte keine Kritik an gesellschaftlichen Missständen zeigen. Soziales Elend, jegliche Abweichungen von der Norm oder auch die Gräuel des Ersten Weltkriegs waren Tabu-Themen.

Den „entarteten“ Werken stellten die Nationalsozialisten in der Ausstellung Fotografien von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen gegenüber. In den Kunstwerken der „entarteten Kunst“ erkenne man, dass diese Werke von „minderwertigen und geisteskranken Menschen“ geschaffen worden seien, so das Narrativ der Nationalsozialisten. Daraus leiteten sie ab: Nur gesunde Geister sollten die neue Kunst für das neue Deutschland schaffen. Zum einen wollten sie damit die Künstler*innen diffamieren und zum anderen die Verfolgung von Menschen legitimieren, die in den Augen der Nazis minderwertig waren.

 

Im Themenschwerpunkt „Verfolgte Künstler*innen“ stellen wir euch vor:

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